Wie ich auf die Idee kam...

Im November 2012 saß ich in einer Runde Laubegaster Bürger, die sich zur Initiative "Laubegast ist bunt" zusammengefunden haben. Die Initiative wurde gegründet, nachdem bei den Landtags- und den Stadtratswahlen 2009 in einigen Wahlbezirken des Stadtteils im Dresdner Osten bis zu 7,5% der Wähler die NPD gewählt hatten. Laubegast ist kein "brauner" Stadtteil, es gibt sogar viele Bewohner mit ausländischen Wurzeln hier, aber es war uns doch wichtig, für ein buntes, weltoffenes und tolerantes Laubegast einzutreten.
Da saß ich nun, wie gesagt, und es wurde überlegt, was man für Aktionen planen könnte, um das Bewusstsein der Menschen zu wecken oder zu schärfen. Mit dabei saß eine Vertreterin der Volkssolidarität Dresden, die viel mit Senioren zu tun hat. Und von ihr kam die Idee, Stolpersteine in Laubegast zu verlegen. Die Senioren hatten ihr nämlich vom Weißwarenhändler Joseph Fränkel erzählt, der an der Ecke Österreicher- und Leubener Straße sein Geschäft hatte. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 hinderten SA-Leute Kunden am betreten des Ladens, später stand an der Scheibe "Kauft nicht bei Juden!". Daran konnten sich die Senioren noch erinnern.

Ich hatte vom Projekt "Stolpersteine" schon gehört, wusste allerdings nicht viel darüber. Da ich mich gern einbringen wollte und auch beruflich viel Recherche im Netz betreibe, bot ich mich an, mal mit den Nachforchungen nach Opfern des Nationalsozielaismus in Laubegast zu beginnen. Was das auslöste, kann man in meinem Blog nachlesen: "Im Sog der Stolpersteine".

Nun sind die Stolpersteine für fünf Opfer bereits verlegt (das fand am 5. Dezember statt). Im Zuge meiner Recherchen stieß ich zwangsläufig auf die Familie Steinhart, zu der die Frau des besagten Weißwarenhändlers Fränkel gehörte. Diese Familie hatte außerordentlich viele Opfer zu beklagen, was mich sehr mitnahm und dies immer noch tut. Da ich im Rahmen der Nachforschungen bereits alle Familienmitglieder und auch Nachkommen und noch lebende Verwandte recherchiert hatte, wuchs in mir der Wunsch, für all' diese Menschen auch Andenken in Form von Stolpersteinen zu schaffen.

Da ich selbst (auch) Musiker bin, mich mit Veranstaltungen gut auskenne und viele Kontakte in die Musikszene habe, lag der Gedanke nah, ein Konzert zu veranstalten und das nötige Geld auf diese Weise aufzubringen.Einige erklärten mich für verrückt, aber mittlerweile erfahre ich viel Zuspruch und erhalte viel Unterstützung. Und es ist auch ganz toll gelaufen: gut aufgelegte Musiker, ein tolles Publikum, ein sehr schöner Konzertabend!
Es sollen am 11. September 2014 (9 Steine) und im kommenden Jahr insgesamt 16 Stolpersteine verlegt werden, und zwar für Joseph Fränkel und seine Frau, weitere 11 Mitglieder der Familie Steinhart (von denen 3 überlebten) und weitere 3 Angehörige eines anderen Opfers aus Laubegast. Weitere Informationen dazu finden Sie unter "Biografien der Opfer".

Für diese 16 Stolpersteine müssen insgesamt 1920,- Euro aufgebracht werden. Es haben sich bereits fünf Paten gefunden, auf diesem Wege waren also sind 600,- Euro bereits vorhanden. Mit jedem weiteren Paten reduziert sich der Fehlbetrag. Wenn Sie, unabhängig von dem Benefizkonzert, gern auch eine Patenschaft für einen Stein übernehmen und die 120,- Euro aufbringen möchten, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf!

Das Konzert hat nach Abzug sämtlicher Kosten (Steuer 7%, GEMA 53,96 , Technik 200,- , Druckkosten 114,35) netto exakt 892,41 Euro eingebracht. Da reicht für etwas mehr als 7 Steine. Es gibt noch einen weiteren Paten-Anwärter, so dass wir nun feststellen können, dass die 13 Steine für die Steinhart-Familie finanziert sind. Fehlen nur noch 3 Paten für die Familie Langer.

Claus Dethleff


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Konzertplakat (Gestaltung: Lars P. Krause, 7,5 MB) | Pressefoto Claus Dethleff (1,5 MB)
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